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Freitag, 3. Januar 2020

Munnar und die Teeplantagen

Munnar
Wir sind jetzt in einem netten Hotel in den Bergen bei Munnar und haben hier einen Bungalow bezogen mit Blick in den tropischen Garten und die Berge. Donnerstag Abend und am Freitag für mehrere Stunden haben wir eine Wanderung durch die Teeplantagen und zu einem Wasserfall gemacht. In dieser Region gibt es einige sehr große exklusive Hotels, bei unserer Wanderung sind wir auch an den einfachen Siedlungen der Plantagenarbeiter vorbeigekommen, die im Tal liegen.
Das Klima ist hier im Januar sehr angenehm, beginnender Sommer.

Am Samstag sind wir per Tuck-Tuck zu einer 20 km entfernten Teeplantage und Fabrik gefahren worden. Die britische Firma Lockhart hat die Fabrik im Jahr 1859 gegründet. Wir haben uns an dem Besucherprogramm beteiligt, das einen Gang in die Plantage, Teepflücken, Führung durch die Verarbeitungsanlagen und Teeverkostung beinhaltete. Die Führung war interessant, da man alle Arbeitsvorgänge direkt beobachten konnte. Unsere freundliche Führerin sprach leider ein für mich  schwer verständliches Englisch, so dass ich nur wenig von den Teesorten und ihren unterschiedlichen Verarbeitungsarten verstanden habe. - Unsere Besuchergruppe war bunt zusammengesetzt  und wir kamen in regen Austausch mit einer australischen Familie, die sich auf eine indisch-australische Hochzeit in Keralas Backwaters vorbereitete.
Anschließend besuchten wir Munnar. In dem verkehrsreichen Städtchen befinden sich in Sichtweite und in hervorgehobener Position eine katholische Kirche, eine große Moschee und ein hinduistischer Tempel. Auf den Kauf von dem beliebten Kingfisher Bier haben wir dann doch verzichtet. Zwei Flaschen, die man in einer Bar, der einzigen Alkoholverkaufsstelle im Ort, erwerben konnte, waren teurer als das leckere typisch südindische Thaligericht, das wir in einem gut besuchten Restaurant verspeist haben.
Am dritten Tag machten wir in den Hügeln bei Munnar eine mehrstündige geführte Wanderung. Vom Touristenbüro in Munnar ging es zunächst durch die Tata-Teeplantagen und auf einen von Zitronengras bewachsenen Berg hinauf. Der Weg verlief über mehrere Hügel auf  einem langgestreckten Bergrücken. Es gab schöne Aussichten ins Tal und die Umgebung sowie zum Ort, in dem wir übernachten. Nach einem Gang durch ein kleines Waldgebiet und der Mittagspause ging es wieder durch Plantagen abwärts, zurück zu einer Landstraße und zur viel befahrenen Hauptstraße nach Munnar. Unser Guide führte uns noch über den Obst- und Gemüsemarkt. Zum Abschied luden wir Ravi noch auf ein Getränk in einem Touristen-Café ein.

Munnar und die Dörfer im Umland liegen zwischen grünen Teegärten und hohen Bergen ca. 160 km von Kochi entfernt.

Lange Zeit waren indigene Stämme die einzigen Bewohner dieses Gebiets. Dies änderte sich im 19. Jahrhundert, als die  Briten ihren Sommersitz in den kühlen Höhen aufschlugen. Sie führten auch die Plantagenwirtschaft in der Gegend ein.

Diese hübsch blühende Pflanze wurde aus Australien eingeführt.

Siedlungshäuser in einer Teeplantage

Die Lockhartsche Teefabrik

Nach Auskunft unseres Guides müssen die Arbeiterinnen mindestens 20 Tage im Monat pflücken, acht Stunden am Tag. Sie erhalten dafür umgerechnet 100 Euro.



Dieser Saison-Arbeiter pflückt nur die Spitze der Pflanze ab. Er sammelt für den wertvollen weißen Tee.

Wir testeten mehrere schwarze Teesorten und den weißen und grünen Tee.

Munnar besteht aus einer Ansammlung von Hotels, Läden sowie jede Menge Parkplätze für Jeeps und Tuck-Tucks.


Vor allem am Wochenende und an Feiertagen ist Munnar ein lautes und hektisches Städtchen.

Die Fläche der Teeplantagen umfasst 24000 ha.

Eine sonntägliche Wanderung in den schottischen Highlands- auch deswegen fühlten sich die Briten in Munnar so wohl. 

Der höchste Punkt ist erreicht. Der Blick ins Tal auf die Munnar-Hills.


Ein Feigenbaum in einem Resort am Berghang

Zurück ging es durch die Tata-Teeplantagen.

Ein Adler. Er ließ sich aus geringer Distanz aufnehmen.

Unser Guide wollte unbedingt Selfies mit Michael vor einer Grundschule machen.

Im Munnar Basar am Sonntag 

Sonntag, 29. Dezember 2019

Abschied von Kochi und Tage in Alleppey

Am letzten Tag in Kochi haben wir noch einen Gang durch die Stadt gemacht, das war bei der Hitze sehr anstrengend. Viel Zeit haben wir im Café Los Angeles verbracht und dort stundenlang gelesen. Markus las im Pamuk und ich in der „Schwarzen Dahlie“, ein Krimi, der in Los Angeles der 40er Jahre spielt. Abends gab es ein Abschiedsessen mit Sam und George im Farmers Café, später sind wir noch zu viert auf einen Rummel gegangen, Karussell gefahren und beim seltsamsten Weihnachtsbaum des Jahres haben wir uns kurz die Gesangs- und Tanzperformance auf der großen Bühne angesehen.
Nach dem Abschied am nächsten Morgen von Helena aus der Schweiz, den Briten und den Hauseltern ging es von der Busstation in Ernakulam mit dem lokalen Bus ca. 40 km gen Süden nach Alleppey.


Die jüdische Synagoge in Kochi von 1568. Der Uhrturm wurde  ca. 1760 von dem jüdischen Kaufmann  Ezekiel Rahabi finanziert.

Wandbild im Handelszentrum von Kochi
Der Weihnachtsbaum am Festplatz. Was man nicht sieht: die hängenden Weihnachtsmänner  unterhalb der Baumkrone.

Unser letztes gemeinsames Frühstück im Greenwood Bethlehem. Nach den schönen Tagen ein trauriger  Abschied, aber Sam und George fliegen weiter nach Bangkok und wir fahren gen Süden, um in einer anderen Region, die Backwaters zu erleben.
Sam und George winken vom Balkon. Ein herzlicher Abschied auch von den Gasteltern des homestays.

In Alleppey
Wasser ist das wichtigste Element in Alleppey. Wasser gibt es überall. Die geschäftige Handelsstadt liegt zwischen dem arabischen Meer im Westen und den Backwaters im Osten. Ein Netz von Kanälen, großen und kleinen, durchzieht die Stadt. Sie sind noch heute die Lebensader der Region. Während des Monsuns kommt das Wasser dann zusätzlich von oben und zwar mit voller Wucht. In diesem Jahr 2019 war es besonders heftig.
Und so idealisiert den Ort der Dumont-Reiseführer: „Den Charme des quirligen Städtchens entdeckt man am besten bei einem Spaziergang entlang der Kanäle, vorbei an alten Holzhäusern, kleinen Geschäften und Werkstätten, die das wichtigste Produkt der Stadt verarbeiten die Kokosfaser“. 
Weniger romantisch sondern eher chaotisch und stressig das Verkehrsaufkommen auf den Durchgangsstraßen durch Alleppey sowie im Bereich des Hauptstrandes an den Feiertagen. Es gab kaum ein Weiterkommen für uns als Fußgänger, weil Autos, Motorräder und Tuck-Tucks die Straßen verstopften. - So verzichteten wir Silvester darauf, dem Spektakel am Strand beizuwohnen.

Unsere Unterkunft, ein Zimmer in einem über hundert Jahre alten Haus, noch immer im Familienbesitz, in dem früher eine Ärztefamilie lebte.
Das Wohnzimmer 
Ein neuer kleiner hinduistischer Tempel in Alleppey.
Buswrack am Straßenrand 

Turm der St. George Kirche
Farbenpracht in einer weiteren christlichen Kirche nahe des zentralen Busbahnhofs

Blick in eine der vielen Kanäle, die Alappuzha bzw. Alleppey durchziehen.

Nicht weit entfernt vom Strand steht der Leuchturm.

Verzierungen im Mullackal-Tempel im Zentrum.

Der Tempelelefant - angekettet, das arme Tier, - im Mullackal-Tempelbereich. 

Geschmückte Einkaufsstraße in Alleppey
Am Strand von Alleppey ein paar hundert Meter gen Norden. Ansonsten ist die Gegend hinter dem Hauptstrand  durch eine im  Bau befindliche Umgehungsstraße verschandelt. 
Bei Hochwasser fließt das Meereswasser über den Strand und über die Kanäle in die Backwaters.

Umgehungsstraße im Bau.
Der Fremdenverkehr gewinnt als Einkommensquelle zunehmend an Bedeutung. Die wegen ihrer Kanäle als „Venedig des Ostens“ bezeichnete Stadt ist ein beliebter Ausgangspunkt für Bootsfahrten auf den Backwaters, zudem ziehen die berühmten Schlangenbootrennen jährlich tausende Besucher an.
Wir haben am zweiten Tag in Alleppey an einer  Backwater-Tour teilgenommen. Diese war der Tour sehr ähnlich, die wir von Kochi aus unternommen haben. Diesmal fuhren die Touristen mit einer regelmäßig verkehrenden Fähre auf eine Insel in den Backwaters. Nach dem Frühstück stiegen wir in kleine, schmale  Boote um und wurden durch Flüsse und Kanäle gestochert - mit dem Stocherkahn gefahren. - Die Fahrt wäre langweilig geworden hätte es nicht regen Austausch mit Reisenden aus Russland, Uruguay, Frankreich und jungen, deutschen  FSJ-lern - die in indischen Schulen arbeiten - gegeben.



Über tausend Hausboote sind bei Alleppey in den Backwaters unterwegs.



Überall am Ufer waschen Frauen und manchmal Männer Geschirr oder ihre Wäsche. Vor den Grundstücken gibt es einen Steinquader auf dem die Wäsche ausgeschlagen wird.

Mannarassala-Schlangentempel
Selten wird die tiefe Verbindung zwischen Natur und Religion im Hinduismus so deutlich wie im Schlangentempel von Mannarassala. Er steht inmitten eines Dschungels von wild wuchernden Bäumen und Lianen. Seine Umfassungsmauern sind mit hunderten, wenn nicht tausenden von steinernen Schlangen bestückt, hinter denen sich unvermittelt schlanke Lianen und dichtes Gestrüpp emporräkeln. Unter Bäumen, an Stämmen und Öllampen und natürlich im Tempel selbst findet man unzählige Kobra-Hauben aus Stein. Angesichts dieser Masse von Schlangen-Bildnissen wird dem Besucher auch die üppige Vegetation sich windender und schlängelnder Pflanzen zum Symbol für das hier hoch verehrte Reptil (Dumont, Indien, Der Süden)

Wir haben es gewagt, Markus mit Begeisterung und ich mit zunehmender Panik uns per Roller durch den indischen Verkehr zu bewegen. 30 km Richtung Süden zum Schlangentempel und wieder zurück nach Alleppey. Man hat immer mit Autos zu rechnen, die den Rollerfahrer beim Überholen an den Rand drängen und schlimmer mit Autos, die plötzlich auf deiner Spur sind und frontal auf dich zurasen, weil sie für ihr Überholmanöver auf der Gegenbahn deine Straßenseite benutzen und erwarten, dass du ihnen selbstverständlich Platz schaffst. - Ich war jedenfalls unter totaler Anspannung die ganze Fahrt über und Markus war genervt von meinen Kommentaren. Nächstens lieber wieder mit dem Bus...

Die oberste Priesterin des Tempels ist weiblich und zeigt sich nur zu besonderen Festtagen der Menge der Gläubigen. Der Legende zufolge soll die Urahnin der hiesigen Priester-Familie nach langer Zeit der Unfruchtbarkeit ein Schlangenkind und ein Menschenkind geboren haben. Die Schlange wird als Gott Nagaraja verehrt, die Nachfahren des Kindes sind die Tempel-Brahmanen. Die oberste Priesterin wird als Mutter von Nagaraja betrachtet.
Vor dem Tempel steht ein riesiger Schlangenbaum. Die kugelrunden Früchte hängen direkt am Stamm, die Blüte ist riesig und hat eine rosa Färbung. 
Die ungenießbaren Früchte des Schlangenbaums
Laute Trommelrythmen vor einem kleineren Tempel, auch in dem Haupttempel wurden die Segnungen mit Musik begleitet. 

Mit Hilfe dieser Waage wird das Gewicht der Tempelspende bestimmt. Das Gewicht des Babies wird hier mit Reis aufgewogen. Vorher ist das Kind von einem Brahmanen gesegnet worden.

Hunderte von Schlangenfiguren sind auf dem Tempelgelände. Lebende Exemplare sind um den Tempel  herum besonders geschützt.

Das Heiligste und die Arbeit der Brahmanen dürfen nicht fotografiert werden.
Es gab auf dem Gelände mehrere große Metallboxen mit dem Schlangenkopf, in denen Spenden gesammelt wurden.

Am Nachmittag wechselten wir mal wieder unsere Religionsinteressen und fuhren - zuletzt über Land - zu der reizvollen Kirche St. Mary beim Dorf Champakulam direkt bei den Backwaters.
Die Kirche zählt zu den ältesten Kirchenbauten in Kerala und gehört zu den sieben Gotteshäusern, die vom Apostel Thomas selbst gegründet wurden. Das Innere der hübschen weißen Kirche ist mit bunten Decken und Wandmalereien sowie Holzschnitzereien verziert.

  



Am Ufer des Flusses legen die großen Hausboote regelmäßig an, um den Touristen einen Besuch in der Kirche zu ermöglichen.