Am 17. 12. sind wir nach einer umständlichen Bustour von Mysuru aus mit viermaligem Umsteigen über Sultanbathery, Mananthavadi und Katikulam in dem homestay gelandet, das wir uns aus dem Lonely Planet herausgesucht hatten. Der Wayanad-Park umfasst eine riesige Fläche, sodass wir schon Stunden vor Erreichen unseres Ziels die ersten wilden Elefanten am Straßenrand sahen.
Der englischsprachige Reiseführer hat nicht übertrieben. Dieses homestay ist eine ruhige Oase inmitten eines Waldes, angrenzend Felder und Gewürzplantagen. Die Besitzer Varghese und Beena sind freundlich, kommunikativ und können uns über Land und Leute informieren. Das Essen schmeckt super. Die Hauseltern speisen abends gemeinsam mit den Gästen.
Heute Nachmittag haben wir eine dreistündige Bustour durch den Nagarhole Nationalpark gemacht. Wir haben allerlei Tiere des Waldes gesehen und fotografiert, aber vergeblich nach dem Tiger und den Elefanten ausgeschaut. - Die Fotos auf diesem Blog sind fast alle von Markus mit dem Handy (Apple) aufgenommen.
Am Freitag, den 20.12. haben wir mit unseren französischen Nachbarn den Brahmagiri-Berg bestiegen. Das geht hier leider nicht so einfach wie es sich anhört. Wir buchten über unseren homestay ein Taxi. Um 8 Uhr wurden wir abgeholt und in den Nationalpark gefahren. Dort zahlten wir den Ausländer-Eintrittspreis, in den ein Guide eingeschlossen ist. Der Guide marschierte mit seiner Schwester voran und wir hinterher. Zunächst ging es bergauf durch ein Waldgebiet, nach einer Stunde wechselte die Vegetation. Steil bergan ging es über Wiesen mit hohem Gras auf ausgetretenen Pfaden bis zum höchsten Punkt des Berges. Leider war die Sicht eingeschränkt, da es sehr diesig war. Oben in 1700 Metern aßen wir unser mitgebrachtes Frühstück - eine Landschaft wie in den Highlands von Schottland. - Flott ging es zurück, den Berg hinunter. Der Taxifahrer hatte die gesamte Zeit gewartet und nach einem Abstecher zu einem Hindu-Tempel brachte er uns zurück zum Ausgangspunkt.
Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück in internationalen Runde holte uns ein Tuck-Tuck ab und brachte uns zum Busbahnhof. Wir waren ein bisschen traurig, denn die Zeit bei der gastfreundlichen Familie und ihren Gästen war sehr schön. Abends saßen wir gemeinsam beim Essen, die Gasteltern, ihr erwachsener Sohn aus Mumbai mit seiner Frau, das weltreisende französische Paar, eine über achtzig Jahre alte Lady aus England und eine junge Frau aus Kanada mit ihrem neunjährigen, aufgeweckten Sohn. Nach dem Essen gab es meist ein Gespräch über Indien und der Hausherr fand immer die Möglichkeit, ein Lied anzustimmen, das seine Frau manchmal begleitete. Sie sangen in der Sprache der Region, die sich für uns sehr fremd anhörte.
Am letzten Nachmittag haben wir einen langen Spaziergang zum Fluss gemacht. Diese Tour war sowohl für die englische Lady als auch für den Jungen zu weit. Am Fluss säuberten Jungmänner ihr Auto und tranken Bier, eine andere Gruppe ehemaliger Studenten badete. Kein Glück hatten wir mit badenden Elefanten - sie zeigten sich nicht.
Heiligabend in Fort Kochi
Nach 12 Stunden Fahrt hatten wir Fort Kochi erreicht. Wieder die bekannte Folge: Tuck-Tuck, Bus, Bus, Tuck-Tuck. Die Fahrt von Calicut an der Westküste bis nach Kochi war sehr anstrengend. Einmal aufgrund der bekannten Fahrweise, überholt wird alles und jederzeit, zum anderen drückte sich immer ein dritter Passagier neben uns auf den Dreiersitz, auf den man aber nur gut zu zweit Platz hatte. So quetschten wir uns zusammen und meiner angebrochenen Rippe gefiel das gar nicht.
Nach dem angenehmen Klima in den Bergen herrscht hier in Kochi auch in der Nacht tropische Hitze. Das diesmalige homestay ist völlig anders aber auch angenehm und kommunikationsfreundlich. Kaum angekommen, war Markus schon mit einem Iren in intensivem Austausch.
Am ersten Tag hier haben wir einen Spaziergang an der Küste entlang gemacht bis zum jüdischen Viertel. Am späteren Nachmittag besuchten wir eine der traditionellen Tanzaufführungen.
Heute am 24. 12. haben wir ein nettes Paar - Sam und George - aus Englands Norden kennengelernt, mit denen wir abends zum Essen gehen werden. Zum dritten Mal auf unserer Reise habe ich einen Lehrer getroffen, mit dem man sich länger austauschen konnte. Diesmal ging es um Philosophieren mit Kindern, Kernideen, eigene Fragen und Epochenunterricht und natürlich inclusive education - und das mit meinen Englischkenntnissen (die sich aber stetig verbessern).
Ein Blick in die Geschichte
Als die Portugiesen im Jahre 1500 in der Bucht von Kochi landeten, wurden sie von den lokalen Herrschern freundlich empfangen, sah man in ihnen doch potentielle Verbündete gegen die Feinde im Norden. 1505 errichteten die Portugiesen in Kochi das erste europäische Fort auf indischem Boden. Es markiert den Beginn der Kolonialgeschichte Europas in Indien, die auch deswegen über Jahrhunderte so erfolgreich verlief, weil sich die indischen Herrscher untereinander uneins waren. Im Laufe des 16. Jahrhunderts vergrößerten die Portugiesen ihre Macht und reduzierten die der Kochi-Rajas kontinuierlich. Sie zementierten ihre Handelsrechte und ihre militärischen Basis, bauten Kirchen und errichteten repräsentative Villen.
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts ließen sich auch jüdische Gemeinden verstärkt in Kochi nieder. Sie genossen zwar das Wohlwollen der Rajas, doch die Portugiesen und die aufkommende Inquisition verfolgten die Gemeinden zunehmend. 1663 eroberten die Holländer Gucci, beendeten die portugiesische Dominanz und reduzierten den Spielraum der einheimischen Herrscher weiter.
Nachdem die Briten Endes des 17. Jahrhunderts die Kontrolle über die Süd-West-Küste erlangt hatten, wurde der Maharaja-Staat 1800 der Madras Presidency angegliedert. Der Handel florierte auch weiterhin.
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Riesige Containerschiffe durchqueren die Enge zwischen der Halbinsel Kochi und der Insel Vyeen. |
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Die chinesischen Fischernetze verrichten ihren Dienst wie vor hunderten von Jahren. Chinesische Fischer, die Kaufleute vom Hof des Kublai Khan begleiteten, sollen sie im 14. Jahrhundert eingeführt haben. |
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Frischen Fisch gibt es an der Nordküste von Kochi. Er kann direkt vor Ort zubereitet und gegessen werden. |
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Kunst aus Plastikflaschen |
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In der Bazaar Road merkt man das Kochi noch immer ein bedeutendes Handelszentrum für Gewürze ist. Gewürze werden hier gelagert, verpackt und verladen. Lastwagen und Handkarren verstopfen den Weg. Der scharfe Duft von Ingwer steigt in die Nase. Berge von Chili quellen aus Jutesäcken, Kurkuma und Kardamom liegen zum Verkauf bereit. In kleinen Läden stehen auf Holztischen Schälchen mit den verschiedenen Linsen- und Reissorten. Dahinter sitzen die Händler und warten auf Kundschaft (so schön steht es im Dumont-Reiseführer). |
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Diese dekorative Wand gehört zu einem Hof, in dem Ginger getrocknet wird. |
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Ein Ausstellungsstück aus dem Holländischen Palast: eine Trage für den Maharadscha. |
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Mattancherry: In diesem Stadtteil liegt der in der Mitte des 16. Jahrhunderts von den Portugiesen erbaute Mattancherry-Palast, der dem damaligen Raja von Cochin als Geschenk übergeben wurde. Im Gegenzug gewährte dieser den Portugiesen weitreichende Handelsprivilegien. Der Palast ist um einen Hindu-Tempel angelegt. Die Holländer renovierten und erweiterten den Bau im 17. Jahrhundert, weshalb er auch als Holländischer Palast (Dutch Palace) bekannt ist. |
Kanäle durchziehen die Halbinsel, hier werden Bootsmotoren überholt.
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Die Kathakali-Tänzer schminken sich vor Beginn der Vorführung auf der Bühne. |
Kathakali (katha steht für Geschichte, kali für Darbietung oder Schauspiel) ist eine expressive Form des indischen Tanzes oder Tanzdramas, der vor allem im südindischen Bundesstaat Kerala gepflegt wird.
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Kathakali wird als eine der ältesten Tanzformen angesehen. Es ist eine spektakuläre Mischung aus Drama, Tanz, Musik und Ritual. Charaktere mit lebendig bemalten Gesichtern und aufwendigen Kostümen erzählen Geschichten aus den Hindu-Epen Mahabharata und Ramayana. |
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Unglaublich was dieser Mann für Bewegungen mit seinen Pupillen ausführen konnte. |
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Weder Darstellung noch Inhalte von Kathakali-Aufführungen sind sonderlich naturalistisch; so werden fast ausschließlich Dämonen oder Götter aus der hinduistischen Mythologie dargestellt, und Mimik sowie Gestik sind künstlich überhöht und auf eine gewisse Anzahl von Ausdrucksformen (z. B. mutig, wütend, liebreizend, eifersüchtig) beschränkt. Typisch für Kathakali ist, dass alle Rollen, auch die weiblichen, von männlichen Darstellern gespielt werden. | Die Darsteller spielen und tanzen pantomimisch, von gelegentlichen Schreien oder Rufen abgesehen, während die Handlung von einem oder zwei Musikern, die sich im Hintergrund halten, gesungen wird. Mimik, Gestik und Choreografie erfordern ein hohes Maß an Disziplin. Die Ausbildung von Kathakali-Tänzern beginnt typischerweise schon im Kindesalter und dauert bis zu 10 Jahren. |
| Begleitet wird die Aufführung immer von zwei oder mehr Musikern, die passend zum Tanz Trommeln schlagen, üblicherweise die senkrecht gespielte Zylindertrommel chenda, die horizontale Fasstrommel madhalam und die sanduhrförmige idakka. Dazu tragen Sänger Nachdichtungen teils in Sanskrit, teils in Malayalam, aus den indischen Volksepen Mahabharata und Ramayana vor. |
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