Von Hassan nach Mysore (Mysuru)
Von Hassan sind wir am Freitag mit dem Zug in einer vierstündigen Fahrt nach Mysore gefahren. Das Zugticket war sehr günstig und die Fahrt angenehm mit Ausblicken in Landschaften mit Reisfeldern und Palmenwäldern.
In Mysore wechselten wir erst einmal die Unterkunft, weil wir in dem vorgebuchten, historischen Hostel nur eine Nacht bleiben konnten. Wir zogen ins originelle Parkland-Hotel, das vor allem durch die vielen Hinweistafeln und Beschriftungen auffällt. So ist hinter dem Bett ein großes Schild mit der Aufschrift: NO TIPS. Ein Restaurant ist auch im großen Haus, dort hat man sich auf den Ausschank von Bieren spezialisiert.
Der Lonely Planet wirbt mit Farbtafeln für den Palast von Mysore und angeblich ist der Palast der zweitgrößte touristische Hotspot in Indien neben dem Taj Mahal in Agra. Außerdem gilt die Stadt als sauberste Stadt Indiens.
Wir haben den Palast, das etwas dürftige Palastmuseum und die in den Park integrierten Tempel gestern besichtigt. Wenn man hohe Erwartungen hat, kann man ehe nur enttäuscht werden.
Im Anschluss hatten wir noch Zeit für den großen und gut geführten Zoo. Mich haben vor allem die Schlangen beeindruckt und an Giraffen bin ich vorher noch nie so nah herangekommen.
Auf dem Weg zum Palast sind wir an einem Umzug zu Ehren Hanumans vorbeigekommen. Dazu ein Film über ekstatische Tänzer:
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Hanuman ist zwischen dem ganzen Obst kaum wiederzufinden. |
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Hanuman der König der Affen und tapferer Kämpfer auf einem der letzten Prozessionswagen. |
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Mit der Wiedereinsetzung der hinduistischen Wodeyar-Dynastie 1799, nun allerdings als britische Vasallen, wurde Mysore erneut Hauptstadt des Königreiches. Zwar verlegten die britischen Kolonialherren die Hauptstadt im Jahr 1831 nach Bangalore, Wohnsitz der Rajas blieb jedoch bis zur Unabhängigkeit Indiens Mysore. Ihr Reich wurde 1947 ein indischer Bundesstaat. Blick aus dem Palast auf eines der Tore. |
Von 1897 bis 1912 wurde Amba Vilas für über vier Millionen Rupien nach Entwürfen des britischen Architekten Henry Irwin erbaut. Der prächtige indo-sarazenische Bau ersetzte den kurz zuvor abgebrannten alten Palast. Der Grundriss erinnert an den Grundriss des Buckingham in London. Er vereint Elemente der traditionellen hinduistischen, indisch-islamischen, rajputischen und europäischen Architektur. |
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Ein Maharadscha der Wodeyar-Dynastie |
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Der dreistöckige Palast aus grauem Granit wird von mehreren Marmorkuppeln, einem 44 m hohen, fünfgeschossigen Turm mit vergoldeter Spitze sowie vielen kleineren Türmchen gekrönt. Sieben große Bögen bilden die Hauptfassade, der mittlere wird von zwei weiteren, kleineren Bögen flankiert.
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Geradezu verschwenderische Pracht - Marmor- und Mosaikböden, schwere Silber- und kunstvoll geschnitzte Holztüren, unzählige Säulen, kostspieliges Mobiliar aus aller Herren Ländern, Buntglasdekor und Spiegelwände sowie Gemälde und Wandbilder zeugen vom luxuriösen Lebenswandel der Mysore-Herrscher um die Jahrhundertwende. Die Räume sind dabei in einer verwirrenden Vielzahl an Stilen gestaltet. Besonders berühmt ist der mit Blattgold überzogene Thron in der riesigen Durbarhalle. |
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Hier wurden die königlichen Hochzeiten zelebriert. |
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Ein privater Audienzsaal.. |
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Große Gemälde von öffentlichen Präsentationen der Königsmacht schmücken den Hochzeitssaal. |
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Zum Bestand des Palastes gehören auch heute noch mehrere dressierte Elefanten. |
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Eine Stunde in der Woche erstrahlt der Palast mit der Leuchtkraft unzähliger Glühbirnen. |
Der öffentliche Busverkehr funktioniert in Mysuru sehr gut. So waren wir am Sonntag relativ schnell mit einmal Umsteigen im 30 km entfernten Somnathupur, um uns den dritten der meisterhaften Hoysala-Tempel anzusehen. Diesmal leisteten wir uns einen Führer, der uns routiniert auf Details aufmerksam machte und uns die vielen Götter und Gottheiten erläuterte. Wir wollen uns merken, GOD. Dabei steht das G für Brahma als Generator (Schöpfer der Welt), O steht für Vishnu als Operator (Erhalter) und das D steht für Shiva als Destroyer (Zerstörer).
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Somantha, ein Offizier unter König Navashima (1254-1291) gab den Tempelbau in Auftrag. Das Gebäude steht auf einer Plattform, auf der man den Tempel ringsherum umgehen kann. |
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Der Tempel ist mit einer Mauer umgeben. Während die frühen Bauten zumeist ebenerdig stehen, erheben sich die späteren Bauten auf einer ca. 1 m hohen Umgangsplattform, deren Grundriss oft dem stark gegliederten Tempelbau folgt. Der Eingang befindet sich zumeist im nach Osten orientierten Teil des Bauwerks, wohingegen die Cellae sich meist im Westen der Anlage befinden; die von gedrechselten oder beschnitzten Specksteinsäulen gestützte Vorhalle ist – vor allem bei den kleeblattförmigen Bauten – harmonisch in den Tempel integriert und somit von außen kaum als gesonderter Bauteil erkennbar. |
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Hunderte fein gearbeitete Götterfiguren bedecken die Außenwand des Kesava-Tempels. |
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In diesem Tempel gibt es einen rechteckigen Tanzplatz. |
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Der Tempel hat drei Heiligtümer. Im Inneren ist jeweils eine Figur, die man durch ein Gitter betrachten kann. Zwei Skulpturen stellen Vishnu dar. |
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Diese Galerie zieht sich über drei Seiten des Tempels. Mit den 64 kleinen Kammern sind sie Bestandteil der umschließenden Mauer. |
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Wie in den anderen Hoysala-Tempeln ziehen sich sechs Skulpturbänder um den Tempel. Das Material ist Speckstein, der sich gut bearbeiten lässt und an der Luft nach längerer Zeit steinhart wird. |
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Die Decken des Tempels sind mit den verschiedenen Stadien der Entwicklung einer Bananenblüte dekoriert. |
Heute sind wir mit einem Citybus ca. 12 km nach Srirangapatnam gefahren. Auf einer Flussinsel gab es historische Gebäude innerhalb einer großen Festung zu besichtigen.
Im Jahr 1761 hat Sultan Ali Hyder seine militärische Macht vergrößert und sich selbst zum Herrscher erklärt. Er übernahm weitere kleine Königreiche und erweiterte das Königreich Mysuru. Ali Hyder gründete Srirangapatnam und ließ eine Festung errichten. Im Jahr 1782 starb der Sultan im Kampf gegen die Briten. Sein Sohn Sultan Tippu setzte den Krieg gegen die Briten fort und wurde Herrscher. Um die Stadt zu verteidigen, baute er die Festung weiter aus, indem er zum Beispiel doppelte Mauern und ein Schutzsystem mit Wassergräben errichtete. Mit der Hilfe des französischen Militärs erwarb er neue Waffensysteme. - Im vierten Krieg gegen die Engländer wurde der Sultan geschlagen.
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Eines der Festungstore. Im dritten Krieg gegen die Britten wurde Tippu besiegt und musste Teile seines Landes abgeben. Zwei seiner Söhne wurden als Geiseln bei den Engländern festgehalten. Tippu rüstete dennoch wieder auf und versuchte Unterstützung unter anderem von den Franzosen zu erhalten. Im vierten Krieg starb Tippu bei der Schlacht mit den Engländern beim Kampf in seiner Festung. Eine Kopie eines Gemäldes mit diesem Motiv hängt im Sommerpalast. Die Briten übernahmen nach dem vierten Krieg die Festung und die Stadt.
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Die Jamia Moschee innerhalb der Festung wurde 1787 erbaut und vom Sultan als Gebetsort regelmäßig aufgesucht. Auch heute wird sie noch aktiv genutzt. Die Moschee ist großartig proportioniert mit exquisiten Blumenbodüren und Brüstungen versehen. Das Gebäude ist ein interessantes Beispiel für die Kombination von hinduistischer und islamischer Architektur. - Regelmäßige Bollerschüsse vertreiben die zahlreichen Tauben am Turm. |
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Große Wäsche am Fluss hinter der Festungsmauer |
In diesem Verließ wurden die englischen Gefangenen an die Wände gekettet. Der britische Colonel Baileys wurde von Sultan Tippu an diesem Ort bis zu seinem Tod gefangen gehalten. Nach ihm ist der Kerker benannt.
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In diese Säule sind die Namen der britischen Soldaten der Kriege gegen Sultan Tippu eingraviert. |
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Sultan Tippus Sommerpalast liegt außerhalb der Festung in einem Park. Der Palast besteht aus Holz und wurde 1784 errichtet. Die Wände sind bemalt und das Innere dekorativ gestaltet. |
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Die riesigen Wandgemälde zeigen die Schlachten zwischen den englischen Soldaten und den Truppen Tippus, hier nur ein kleiner Ausschnitt. |
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Ein Portrait von Sultan Tippu des deutschen neoklassizistischen Malers Johann Zoffany. |
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Das Innere des Palastes ist heute ein Museum. |
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Selfie. Eine Schulklasse machte den Anfang und einige weitere folgten. Mit einer Horde Jugendlicher verließen wir den Park. Ich glaube in Deutschland werden wir diese Art der Prominenz vermissen! |
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Am Ortsende von Sirangapattana befindet sich das Grabmal der Sultansfamilie. Erbaut unter Sultan Tippu enthält es die Sagophage seiner Gemahlin, seines Vaters und von ihm selbst. Das Mausoleum ist auf einem Steinsockel errichtet und wird von polierten schwarzen Granitsäulen getragen. Neben dem Grabmal ist eine Moschee mit hohen, filigranen Minaretten. |
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Die Moschee neben dem Mausoleum |
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