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Samstag, 19. Oktober 2019

Die ersten Tage auf der Annapurna-Umwanderung


Von Kathmandu nach Besisahar
Morgens um sieben startete der sog. Touristenbus in Thamel. Mit einem ziemlich alten Modell ging es mit vielen Staus und kurvigen Straßen Richtung Pokarah. Zwischendurch gab es zwei Toiletten- bzw. Essenstopps, einmal recht idyllisch an einem Fluss. Wir mussten in Dumre den Bus verlassen und in einen lokalen Bus nach Besisahar umsteigen. Dem Touristenschlepper sind wir zum Glück nicht auf dem Leim gegangen, mussten aber trotzdem etwas mehr bezahlen, weil unsere Rucksäcke zwei Sitzplätze blockierten.
Die Fahrtstrecke wurde noch kurviger und die Schlaglöcher noch größer und nach ungefähr 8 Stunden sind wir durchgeschüttelt am Ziel angelangt. In das Hotel mit dem Swimmingpool sind wir nicht gegangen, sondern haben ein Zimmer in einem einfachen Hotel mit einer tollen Aussicht gemietet. Hier sind wir auf ungefähr 800 m Höhe. Auf dem Weg haben wir gesehen: Bambus, Bananenstauden, Mais und viele Reisfelder. Wir werden uns erst allmählich in höhere Regionen vorarbeiten.
Der Blick vom Balkon des Hotels in Besisahar
 Tag 1: Von Besisahar nach Bahundanda.
Wer mit so viel negativen Erwartungen startet, kann nur positiv überrascht werden. Es war ein sehr schöner Wandertag. Wir mussten nur sehr wenig auf der Autopiste wandern. Es gab deutlich bezeichnete Alternativen jenseits der Straße. Der Charakter der Wanderung hat sich stark verändert und auch die Landschaft selbst. Während vor Jahren viele Menschen den einen Wanderweg benutzten, Einheimische wie Touristen, ist heute kaum jemand zu Fuß unterwegs. Wir haben ganze fünf Wanderer getroffen, alle aus Germany. Die Einheimischen waren in vollbepackten Jeeps und Bussen unterwegs. - Das wird allerdings ab Tag 3 anders!
Start am Morgen, Hauptstraße in Besisahar 
Die homestays und einfachen Hotels jenseits der Piste werden kaum noch frequentiert. Wir hatten die große Auswahl an Unterkünften und die Besitzer unterboten sich in ihren Angeboten.
Letztlich verbrachten wir einen netten Abend mit zwei weiteren Deutschen, mit einem wunderschönen Blick in das Flusstal des Marshyangdi bei solidem landestypischen Essen. Die Frau des Hauses bereitete den Blumenkohl aus eigenem Garten zu.
- Die Betten sind übrigens ziemlich unbequem: für mich zu schmal, zu hart und zu kurz, sodass ich jetzt mitten in der Nacht an diesem Post schreibe. Das Internet funktioniert ausgezeichnet!








Im Bereich des aufgestauten Flusses in Ngadi Bazar .



Sehr anstrengend war der Aufstieg zum Dorf  Bahundanda  



Blick von der Hotel-Terrasse in Bahundanda
Tag 2: Von  Bahundanda nach Jagat (ca. 4 Stunden)

Die heutige Strecke war wieder sehr abwechslungsreich. Es ging immer rechts oder links am Fluss entlang. Zunächst auf der rechten Flussseite durch kleine Dörfer und dann nach der Überquerung der Hängebrücke bei Syange auf der linken Flussseite. Zuletzt meistens auf der Autopiste. Das Tragen der Rucksäcke klappt bisher ganz gut. Nur an das ständige Schwitzen muss man sich erst gewöhnen.
Eigentlich wollten wir noch viel weiter wandern, als wir dann aber auf einer Dachterrasse in Jagat bei Omelette und Tee saßen und nette Weltenbummler aus Moers trafen, haben wir es uns anders überlegt.
Am Fuße des Ortes direkt am Fluss gibt es heiße Quellen, die wir noch aufgesucht haben. Das war sehr  entspannend für die belastete Muskulatur, aber der Aufstieg zum Dorf zurück brachte mich (Michael) wieder zum Schwitzen.
Abends gab es in der Gaststube das traditionelle Dal Bhat und Gespräche in Englisch, weil wir einen Wanderer aus San Francisco am Tisch hatten.
Der Ort wurde im Gegensatz zum Abend davor noch recht voll. Nach und nach füllten sich alle Hotels an der Hauptstraße mit Wanderern. 
Ich bin gespannt, wann morgen früh die ersten Laster durch die Straße brettern. Das Hotel liegt direkt an der Hauptstraße.

Abschiednehmen von Reisebekanntschaften am Dorfplatz von Bahundanda 
Der hinduistische Tempel von Bahundanda, 
Die Strecke den nächsten Stunden führt rechts und links am Fluss entlang.

Der Blick zurück zum Hügel der Bramahnen

Beeindruckende Wasserfälle bei Syange

Eine weitere Hängebrücke über eine Schlucht

Eine Hängebrücke führt nach Syange am Marshyangdi-Fluss
Die Vegetation wie auf Bali
Ankunft in Jagat (1300m) am Nachmittag 
Tag 3: Von Jagat bis Tal (1680m)
Der Aufreger des Tages war eine riesige Gruppe russischer Touristen, die sich mit über 70 Personen (mehr als 20 Porter) durch die Landschaft bewegte. Wir ließen es eher gemütlich angehen und waren nach dreieinhalb Stunden in Tal. Da fanden wir eine sehr nette Unterkunft und verbrachten den Abend mit Gesprächen und mehreren Runden Uno. Die Tochter des Hauses setzte sich später noch zu uns und erzählte uns eine Menge aus ihrem Leben als Schülerin in Pokhara und über ihre Familie.


Eine Vegetation wie in Balis Norden
Der Ort Chyamche


Die Bezirksgrenze zwischen Lamjung und Manang
Frei laufendes Vieh kurz vor dem Ort Tal
Tag 4: Von Tal bis Timang (2620 m)
Von Tal ging es über Dharapani, Bagarchhap und Danakyu nach Timang. Unsere Gesamtwanderzeit betrug ca. 6 Stunden (Zeitangaben aus dem Rother Wanderführer).
Der letzte Abschnitt nach Timang war sehr anstrengend, weil es immer bergauf ging. Aber wir laufen uns ja noch ein und trainieren quasi das Wandern mit großem Gepäck. Interessant wird es, wenn die Luft dünner wird.

Am Morgen: der Weg aus der Schlucht hinter dem Ort Tal 
Die ersten Stunden ging es wieder am Fluss entlang. Die Piste ist auf der anderen  Flussseite.
Mit leichten Auf und Abs ging es am Berghang entlang.
Überall Bambusstauden am Berghang


Am Dorfende von Danakyu: Die 400 Höhenmeter nach Timang liegen noch vor uns.
Ein alte Frau schleppt Holz und trägt die Last auf dem Rücken.

Der Blick aus unserem Guesthouse in Timang, der Manaslu (8163m)

Die Dorfjugend ist begeistert vom Fußball! Dieser große Platz befindet sich hinter dem Dorf Timang und erfreut den Betrachter mit einer fantastischen Bergkulisse. 
Alte Technik von Pflanzen überwuchert, die Ziegen fühlen sich sehr wohl!
Ganz versteckt am Bergrand befindet sich eine buddhistische Stupa beim Dorf  Timang.
Tag 5: Von Timang nach Chame (ca. 2,5 Std.)
Spät ging es los - nach einem Frühstück auf der Dachterrasse - und früh waren wir schon am Tagesziel. Zwischendurch folgten wir drei jungen Südamerikanern einer Alternativroute hinab ins Tal, an einem Fluss entlang und wieder hinauf zur Piste. Über Koto erreichten wir schon um die Mittagszeit Chame. Die Landschaft sieht aus wie in Österreich oder der Schweiz.
Nachmittags waren wir noch in einer heißen Quelle. Das war sehr interessant vor allem wegen der Kommunikation mit einem internationalen Publikum. Wir haben uns ausführlich mit Israelis unterhalten, die hier oft mit großen Gruppen unterwegs sind.
Abends gab’s dann noch mal eine UNO-Kartenspielrunde mit unseren Bekannten aus Moers, die wir wieder getroffen haben. Danach gab es noch viele Gespräche zum Beispiel mit Wanderern aus Singapur und mit einer türkischstämmigen Frau aus Frankreich, die auf einer Weltreise ist. Übrigens sind viele Wanderer hier auf einer größeren Reise.






Dichte Pflanzenwelt am Rande der Schlucht

Das Eingangstor zum Dorf Chame
Hinter den heißen Quellen rauscht der Marshyandi ins Tal

Voll war es in den heißen Becken in Chame.

Tag: 6: Von Chame nach Lower Pisang (4,15 Std.)
 Heute waren wir gut in Form. Ohne große Pausen machten wir die Wanderung nach Lower Pisang (3200m). Wir waren fast die ersten in der Eco Cottage Logde und konnten eine Holzhütte beziehen, die erst vor zwei Monaten fertig gestellt worden ist. Wir haben sogar ein eigenes Sitzklo in der Hütte!
Heute hatten wir einen strahlend blauen Himmel und wunderbare Sicht auf die verschiedenen Annapurna-Gipfel. Am Nachmittag sind wir zusammen mit Isabell und Jonas aus Moers ohne Gepäck in das Dorf Upper Pisang aufgestiegen und haben einen buddhistischen Tempel besucht. Die Sicht von dort oben war fantastisch.

Der Blick durch die Chörte nach Chame
Durch eine schöne Changchun Chörte verlassen wir Chame
Vor 18 Jahren gab es hier nur zwei Logdes, jetzt gibt es eine große Anzahl in Dhuker Pokhari


Im Tal liegt Lower Pisang, am Berghang rechts Upper Pisang

Im Tal liegt Lower Pisang
Auf dem Berg in Upper Pisang ist 2005 eine neue Gompa entstanden. 



 7: Von Pisang nach Ngawal (4 Std.)
Heute hatten wir nach einem anstrengenden Aufstieg von 600 Metern nach Ghyaru (3670 m) eine fantastische Sicht auf die umliegenden Gebirge und in das weite Tal mit dem Fluss und der Autopiste. Dieser Wegabschnitt ist neu und angelegt für Wanderer, die fern der Straße einen Tag länger nach Manang unterwegs sein wollen. 
Wir haben im Bergdorf Ngawal die Mountain View Lodge bezogen und bei Sonne und kaltem Wind einen Spaziergang ins Dorf gemacht. Dem neuen Heimatmuseum haben wir einen Besuch abgestattet.   Dabei wurde mir deutlich wie schnell sich auch hier der kulturelle Wandel vollzieht. 
Jetzt sitzen wir mit der Familie in der Gaststube beim Kanonenofen. Die Herren sind mit ihren Handys beschäftigt, im Fernsehen laufen Bollywood-Musikvideos, die Besitzerin chattet mit ihrer Schwester in Kathmandu. Wir möchten gar nicht in unsere Hütte gehen, denn es sollen in dieser Nacht Minusgrade werden. 













Der Museumsführer zeigt die Geräte, mit denen Buttertee hergestellt mit.