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Samstag, 26. Oktober 2019

Weiter auf dem Annapurna Trek



Tag 8: Von Ngawal nach Braga (3 Std.)
Gestern Abend gab es noch in der Logde in Ngawal ein interessantes Gespräch mit zwei jungen Yak-Bauern. Nur soviel, während die meisten Bewohner im Winter die Dörfer Richtung Kathmandu verlassen, müssen wenige bei Minus 20 Grad  das Vieh versorgen. In der Gegend gibt es Schneeleoparden, die im Winter von den Höhen kommen und die Yaks reißen können. Und Yakfleisch ist sehr teuer.

Heute waren wir für lange Zeit die einzigen Wanderer auf der Strecke. Die meisten Wanderer gehen von Lower- oder Upper Pisang über Ngawal weiter nach Manang oder Braga. Sie übernachten nicht wie wir in Ngawal.
Kulinarischer Höhepunkt war heute eine Bäckerei mit frischem Brot und dazu Yak-Käse kurz vor Braga. Abgestiegen sind wir in Braga unterhalb des alten Dorfes und eines alten buddhistischen Klosters (das ich schon vor 18 Jahren besichtigt habe).




Das alte Dorf Braga mit der Braga Monastery, gegründet 1501


Tag 8a: Auf- und Abstieg von Braga aus zum Ice-Lake (ca. 6 Std.)
An diesem Tag machen wir einen Ausflug von Braga aus und unterbrechen damit die Annapurna-Wanderung.
Der Aufstieg zum Ice Lake war sehr anstrengend. Das gesamte Flusstal lag ausgestreckt vor uns, die umliegenden Gebirge klar sichtbar. Der Himmel strahlend blau. Wir mussten über tausend Meter aufsteigen, dass ging bei dieser Höhe entsprechend langsam, Schritt für Schritt. An den Seen - es sind nämlich zwei - waren wir fast alleine. Eine mutige US-Amerikanerin sprang kreischend in den Ice-Lake und verkündete, dass sie heute ihren dreißigsten Geburtstag feiere.  
Während wir für den Aufstieg drei Stunden und 45 Minuten benötigten, waren wir schon nach einer Stunde und 40 Minuten abgestiegen.
Abends hatten die Besitzer der Lodge im Hofdurchgang zur Straße Teelichter aufgestellt, denn in Nepal wird ein dreitägiges Fest gefeiert. Der erste Tag nennt sich Lichterfest, am dritten Tag beschenken sich Bruder und Schwester gegenseitig.
 Im Gastraum war es sehr eng und warm. Ein nepalesische Reiseleiter informierte seine große österreichische Reisegruppe ausführlich über Organisatorisches und Sitten und Gebräuche. Da fiel die Konzentration auf eigene Lektüre schwer. Die Lasagne war - wie im Reiseführer angeführt - vorzüglich. Der Koch und Logdebesitzer freute sich über unsere positive Rückmeldung.


Am Eis-See


Nepalesisches Lichterfest 

Tag 8b: Von Braga zum Tilichosee-Basecamp
Diese Wanderung - auch ein Exkurs von der Hauptstrecke -  ging über Manang, dann der Aufstieg nach Khansgar und weiter am Hang entlang, durch eine fantastische Felslandschaft bis zum Tilicho-Basecamp. Im Basecamp drängelten sich die Wanderer. Alle drei Logdes waren bereits komplett ausgebucht. Uns blieb die letzte Logde, bzw. eine Holzhütte mit vier Matratzen auf dem Boden, die wir dann mit Vater und Sohn aus Brandenburg teilen mussten. In der Logde waren die Jungs, die den Laden betrieben etwas sehr lahm, sodass der Ofen nicht geheizt war ...

Chörte in Manang

Kinder singen und sammeln Geld am ersten Festtag des Licherfestes.



Am Ende des
Weges liegt das Basecamp zum Tilichosee 

8c: Aufstieg zum Tilichosee und zurück nach Khansgar
Morgens um 5 Uhr sind wir vom Matratzenlager in dem Holzverschlag aufgestanden, wenig später gab es das bestellte Porrigde und kurz nach sechs Uhr machten wir uns an den gepäckfreien Aufstieg zum See. Wir benötigten drei Stunden für den Aufstieg zum zweithöchsten See der Erde. Nach dem Abstieg, der fast zwei Stunden dauerte, gönnten wir uns in der Basecamp Lodge eine große Portion Spaghetti mit Käse. - Es sind die kleine Freuden... Dann wanderten wir den Weg, den wir am Vortag gekommen waren, zurück bis Khansgar.

Auf dem Weg ins Dorf Khansgar sind drei Logdes. Wir entschieden uns für das hellere Zimmer und gegen ein funktionierendes Internet. Dick eingepackt saßen wir abends in einem der Gasträume, aßen Momos und Vegetable Potatos und unterhielten uns in Englisch mit einem jungen Australier und einer jungen Deutschen über Gott und die Welt. - Wir brauchten sehr lange bis in unsere Schlafsäcke Wärme eingezogen war. Morgens waren alle Outdoor- Waschgelegenheiten eingefroren.



Der Tilicho-See



Tag 9 (der Annapurna-Runde): Von Khansgar nach Yak Jarkata (höchstens drei Stunden)

Von Khansgar aus nahmen wir einen Weg quer über einen Berg, einen Hang entlang, durch bizarre Birkenwäldchen, hinunter zum Fluss Thorung Khola, über eine Hängebrücke, den Abhang hinauf und dann hatten wir den alten, noch autofreien Annapurna-Wanderweg erreicht, der von Manang nach Thorung Phedi geht. 
Yak Kharka ist eine Ansammlung mehrerer Lodges. Wir bezogen eine große Lodge mit vier Gasträumen. Abends hatten wir viel Spaß mit unserem australischen Bekannten und seiner Reisebegleiterin, mehrere einfache und alberne Kartenspiele unterhielten uns gut. Nachts war es wieder bitterkalt und keine der Schlaf-Hütten wird geheizt.
Der exklusive warme Duschraum in Khansgar



Der Weg führte durch mehrere Birkenwäldchen

Tag 10: Von Yak Kharka nach Thorung Pedi (3 Std. / 4520 Meter Höhe)
Eine einfache Wanderung über Almgelände in einem weiten Tal. Früh kamen wir in der Base-Camp-Logde an. Nachmittags machten wir noch einen Aufstieg zum High Camp und auf einen Hügel, der eine Höhe von 5000 Metern hat. Die Base-Camp-Logde fasst mittlerweile 150 Personen. Wie beliebt diese Wanderung geworden ist!
Morgen ist dann der große Tag der Passüberquerung. Viele sind aufgeregt. Die Guides und Porters wollen schon um 4 Uhr aufbrechen, denn es soll am Passübergang ein starker Wind wehen. Wir werden um 7 Uhr frühstücken und im Hellen, die fast tausend Meter aufsteigen. Voraussichtlich werden wir für den Aufstieg vier Stunden benötigen, weitere vier Stunden wird es dann 1670 Meter abwärts nach Muktinath gehen. Oh, wie werden wir fertig sein ...

Start gegen acht Uhr, die Logde liegt noch im Schatten der Berge.

Bald schon ist Thorung Pedi erreicht.

Der Blick zurück ins Tal

1. November 2019   
Tag 11: Von Thorung Pedi nach Muktinath
Es war ein hartes Stück Arbeit, nach acht Stunden hatten wir unser Ziel erreicht. Wir sind stolz, dass wir den Pass Thorung La (5416m) mit Gepäck überquert haben, aber die letzten Meter waren super anstrengend. Kurz vor dem Pass hatte uns jede Kraft verlassen, wir verzogen uns vor dem kalten Wind in einen ummauerten Platz und aßen unser Käsebrot und einen Müsliriegel. Dann konnte es die letzten 100 Meter, Schritt für Schritt, und das regelmäßige Atmen nicht vergessen, weitergehen.
Jetzt sind wir erst einmal platt und bleiben zwei Nächte in Muktinath, um uns auszuruhen und uns die berühmten religiösen Stätten anzusehen.



Geschafft! Am Thorung La Pass
Tag 11b:  Wir erholen uns in Muktinath
So viel geschlafen habe ich seit Jahren nicht mehr. Schon vor 21 Uhr lagen wir in unserem kalten Zimmer. Leider musste ich mich in der Gaststube des Buddha Hotels mit meinem geknackten E-Mailkonto beschäftigen. Am Abend war das allerdings nicht möglich, weil nahezu alle Gäste irgendwas im Netz machten. So habe ich mich um 2 Uhr morgens aus dem Schlafsack gequält und mich in den kalten Flur vor die Gaststube gestellt. Die Verbindung war top und ich konnte einige Beruhigungsmails absenden und kontrollieren, dass mein neues Passwort angenommen war. Das war neben dem unnötigen Stress doch beruhigend.
Nach der Handwäsche und dem Hängen der Wäsche auf das sonnenbeschienene Dach machten wir einen Spaziergang zu den Tempelanlagen. Der wichtigste hinduistische Tempel ist der Vishnu-Tempel. In seinem Hof befinden sich zwei Wasserbecken, in dem die Gläubigen ihr reinigendes Bad nehmen. Nebenan sind im Halbkreis 108 Wasserspeier angeordnet, unter denen die Pilger, selbst bei eisigen Temperaturen, hindurchlaufen.
Den kleinen Jwala-Mai-Tempel haben wir uns auch angesehen. Unter dem Altar flackert eine blaue Flamme, da Erdgas neben dem Wasser aus dem Boden tritt, eine besondere Attraktion. Als wir den Tempel betraten, rezitierte eine Gruppe rot gekleideter Mönche ihr Mantra. Ein akustische Ereignis! Zwei Mönche lasen übrigens ihr Mantra von einem Apple-Laptop ab.
Abends haben wir in der Gaststube ein nettes junges Paar aus Freiburg kennen gelernt. Zusammen sind wir noch ein Haus weitergezogen, in das bei „Party-Treckern“ angesagte „Bob Marley“. Wir haben am offenen Feuer gesessen, uns gut unterhalten, und  dazu gab es den vollen Sound Rockmusik und eine Dose kaltes Nepal-Bier (nach zwei Wochen Entzug). - Vor 18 Jahren ist unsere Berliner Reisegruppe auch im „Bob Marley“ abgestiegen. Damals servierte der Besitzer die Lasagne in Damenkleidung. Er lebt mittlerweile in New York und hat den Laden an seinen jüngeren Bruder weiter gereicht. Die große Tafel, an der alle Gäste zusammen gesessen haben, existiert auch noch.

Wie im Wilden Westen: Die Hauptstraße von Muktinath, im Hintergrund der sechstgrößte Berg der Welt der Dhaulagiri.





Tag 12: Von Muktinath nach Kagbeni (4 Std.)
Wir wählten nicht den Hauptweg über die Autopiste, sondern den Weg auf der anderen Seite der Schlucht über kleine Dörfer. Zunächst war es wie ein Sonntagsspaziergang im Herbst. Die wenigen Bäume lassen die gelben Blätter fallen. Die Temperaturen waren mild, denn die Sonne beschien die Talseite. Die kleinen Dörfer wirkten sehr einfach und ärmlich. Wir beobachteten einen Bauern, der mit zwei Ochsen und Holzpflug den Boden lockerte, während seine Frau Samen für die neue Saat streute. 
Aber auch diese Landschaft hat sich massiv verändert, denn eine breite Fahrstraße ist in die Landschaft gebaggert worden. Dieser folgten wir zum großen Teil, allerdings kam uns nur ein Lastwagen entgegen. Nach den Dörfern bewegten wir uns in einer steinigen und trockenen  Landschaft, die zum ehemaligen unabhängigen Königreich Mustang gehört. Eine Vegetation wie in der Steppe, eine große Ziegenherde zog einen Berg hinauf. Es ist erst seit ein paar Jahren möglich, sich im Grenzgebiet zu Upper-Mustang aufzuhalten. Der weitere Zugang in das Gebiet, was stark an die Hochwüste Ladakh erinnert, ist nur mit Guide und einer Gebühr von 500 Dollar möglich.
Dann zog ein starker Wind auf. Der Blick fiel auf das erste Dorf in Upper-Mustang am Kali-Gandaki-Fluss. Hinter einem Hügel weiter südlich lag Kagbeni in der Flussebene. Der Wind schlug mir die Brille vom Kopf. Der Abstieg ging durch eine enge Schlucht. 
Kagbeni wirkte ursprünglich mit seinen alten mittelalterlichen  Steinhäusern, engen Gassen, dabei etwas unübersichtlich. Der Rother-Wanderführer empfiehlt u.a. das Hotel Yak Donald. Wir zogen in dieses geschmackvoll eingerichtete Haus ein, in ein schönes Zimmer mit sauberem Bad und moderner Dusche. Es gab geschmackvolles Essen mit westlichem Standard - mal kein Dal Bhat!

Ankunft in Dzong 


Der Blick zurück zum Thorung La-Pass

Ziegenherde in der Steinwüste von Upper-Mustang

Nepalesischer Wachhund

Kleiner Platz in Kagbeni

Kagbeni am Kali Gandaki-Fluss 
 

Tag 13: Von Kagbeni nach Marpha, 7 Stunden 
Zunächst wanderten wir abwechselnd auf der Autopiste und im Flusstal nach Jomsom. Das war kaum anstrengend, aber nervig, wenn die Autos den Staub aufwirbelten. Das Flusstal des Kali Gandaki gehört zu den tiefsten der Erde und ist unglaublich breit. Jomsom ist vor allen Dingen wegen seines Flughafens interessant. Die Stadt selbst hat wenig Interessantes zu bieten und ist relativ hässlich.  Wir mussten am Geldautomaten neues Geld organisieren und aßen danach in der German Backery einen Apfelkuchen. 
Dann folgten wir einer Alternativroute jenseits des Flusses und der Autopiste über Chhairo nach Marpha. Der Weg war enttäuschend, weil auch hier in den letzten Monaten Autopisten gebaut wurden bzw. gerade im Bau waren. Teilweise sah die Landschaft zerstört aus.  Da Beschilderungen fehlten, standen wir nach einer Flussbettüberquerung im Matsch einer begonnenen Autopiste und wussten nicht weiter. Der traurige Höhepunkt war der Moment, als drei Bagger den ehemaligen Wanderweg wegschaufelten. Die Baggerführer mussten ihre Arbeit einstellen, um uns vorbei zu lassen. Wir stiegen über abgebaggerte Felsbrocken und waren auf dem alten Wanderweg. Dieser war sehr schön angelegt,  mit Blick ins Tal, auf Marpha, die Bergriesen waren wegen des regnerischen Wetters nicht zu sehen. 
Fazit: Unter diesen Voraussetzungen kann man sich eine Wanderung von Kagbeni nach Marpha schenken.

Morgens besichtigten wir noch die Kagbeni Monastery.  Der Lehrer für buddhistische Philosophie und Tibetisch führte  uns in die neue und alte Gompa.
 
Eine Wandmalerei im alten Kloster


Das rote, an eine Festung erinnernde, aus Lehm und Stein erbaute Kloster wurde 1429 von einem tibetischen Gelehrten erbaut.

Im Flussbett des Kali Gandaki 

Das war’s dann wohl mit der Alternativroute nach Marpha

Dieses Stück Wanderweg wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen dem Bagger zum Opfer fallen.

 14. Tag: Von Marpha bis Kalopani, 7 Std.
Dieser Wandertag entschädigte für den Tag davor. Es ging immer auf kleinen, schmalen Wegen am Ufer des Kali Ganaki entlang. Nadelbäume und -Wälder erinnerten an Österreich. Um Tukuche zu erreichen, eine urige Schnapsbrennerei reizte Markus, versuchten wir die Flussebene zu überqueren. Zu viele tiefe Flüsse verhinderten die Überquerung der gigantischen Ebene. Zusammen mit zwei Schweizern setzen wir unseren Weg auf der autofreien Flussseite fort. Ein Mittagessen nahmen wir in einem einfachen Restaurant in einer vergessen wirkenden Flusssiedlung ein.

In Kalopani bezogen wir nach längerer Suche ein schönes Zimmer im „See you“. Abends im beliebten Restaurant des Hotels tauchte ein Mann mit Begleitern auf, der in Gestalt und Aufmachung  (schwere Lederjacke mit Harley Davidson Aufdruck) an einen in die Jahre gekommenen Rockmusiker erinnerte (Typ Udo Lindenberg). - Am Morgen informierte uns ein Kellner, dass es sich um den Prinzen von Nepal mit seinem Gefolge gehandelt hätte.

Die Gegend um Marpha ist bekannt für den Apfelanbau


Die Flussebene des Kali Ganaki

Tag 15: Von Kalopani nach Tatopani, 7. Std.
Die ersten zwei Stunden wanderten wir auf der Autopiste. Da ein Lastwagen einen Motorschaden hatte, staute sich der Verkehr und wir konnten unbeschwerter den Berg hinuntergehen. Nach Ghasa (ca. 2 Stunden) wechselten wir die Flussseite und blieben auf der gut beschilderten Alternativroute bis nach Tatopani. Im Laufe des Tages wurde es deutlich wärmer. Es wechselten die Klimazonen. Alles wurde grüner. In den kleinen Gärten waren die Bohnen gerade reif. Stroh wurde wie im Mittelalter gedroschen, Hülsenfrüchte von der Schale entfernt und zum Trocknen ausgelegt, ein Korbmacher saß am Wegesrand und grüßte freundlich. Später am Tag sahen wir Bananen, Orangen und Zitronen in den Gärten wachsen. Insgesamt war der Tag sehr abwechslungsreich. Der Weg erinnerte im zweiten Teil an die Zeiten, als der Annapurna-Wanderweg noch autofrei war. Wie in ersten Tagen unserer Tour waren nur wenige Wanderer unterwegs.
Wir waren erst in der Dämmerung in Tatopani. Spontan entschieden wir uns für ein Hotel in der „Fußgängerzone“. Schnell zogen wir uns um und gingen in die heißen Bäder am Ufer des Kali Ganaki. Das heiße Wasser war sehr entspannend. Touristen aus aller Welt und Einheimische tummelten sich in großer Zahl im Bad. Mit einem kalten Bier ein passender Abschluss unserer Wanderung.


Morgens: Dorf Lethe hinter Kalopani 

Überall wird an der Autopiste gebaut

Freilaufende Kühe auf den Wegen und in den Dörfern


Mittagspause in einer kleinen Grundschule. Zwanzig Kinder werden von zwei Lehrerinnen unterrichtet.

Welcher Berg ist das schon wieder?

Fast in Tatopani 


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